Belastung der Lendenwirbelsäule bei Patiententransfers
A. Theilmeier, C. Jordan, M. Jäger, A. Luttmann
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Bei ausgewählten Pflegetätigkeiten mit Patiententransfer wurden Kennwerte für die Belastung der Lendenwirbelsäule ermittelt. Die Körperhaltung und die auf die Pflegeperson wirkenden Kräfte sind die wesentlichen Einflussgrößen auf die Wirbelsäulenbelastung. Die Körperbewegungen von Patient und Pflegepersonen wurden über verschiedene opto-elektronische Systeme messtechnisch gestützt erfasst; die bei der Tätigkeit wirkenden Aktionskräfte wurden mit Hilfe eines „Messbettes“, eines „Messstuhls“ oder eines „Messbodens“ nach Betrag, Richtung und beidseitiger Verteilung in ihrem zeitlichen Verlauf bestimmt. Die Berechnung der Belastungskennwerte (zeitlichen Verläufe der an einer Bandscheibe wirkenden Kräfte und Momente) erfolgte mit Hilfe des biomechanischen Computermodells Der Dortmunder.

Die gesuchte Aktionskraft  ergibt sich aus der Summe aller gemessenen Kraftkomponenten  - abzüglich der durch das Patientengewicht verursachten Kraft  ( ). Für die Berechnung des Abstands der Kraft zu einem Bezugspunkt (= Kraftangriffspunkt) wird vorausgesetzt, dass keine Zugkräfte auf das System ausgeübt werden ( ) und somit keine horizontalen Komponenten (x, y) des „freien Moments“  wirken. Der gesuchte Kraftangriffspunkt kann unter dieser Prämisse aus dem Momentengleichgewicht ( ) berechnet werden. In der Bestimmungsgleichung ist (zu jedem Zeitpunkt während des Transfers) die Kenntnis der Position des Patientenschwerpunkts erforderlich. Dazu wurde die Bewegung des Patienten mit Hilfe biomechanischer Modellrechnungen nachgebildet und die Bewegungsfunktion des Patientenschwerpunkts als Polynom abgebildet.

Die Körperhaltungen wurden bei diesen Tätigkeiten durch eine Verknüpfung von optoelektronischer Körperhaltungserfassung und Analyse von Videodokumentationen bestimmt. Aus den so ermittelten zeitvarianten Daten zu Aktionskraft und Körperhaltung wurde die Belastung der Wirbelsäule mit Hilfe von biomechanischen Modellrechnungen bestimmt bzw. anhand von mechanischen Kennwerten (Kräfte und Momente an einer Bandscheibe) quantitativ beschrieben.

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© Andreas Theilmeier 9.01.11

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